geschichtliches





Das Volksbad der Stadt Nürnberg in der Rothenburger Str. 10 in Nürnberg wurde 1911 bis 1913 errichtet. Das Nürnberger Volksbad gilt als Juwel der Jugenstil-Badekultur. Die Baugestaltung zitiert römische Thermen, wie etwa der Säulenportikus am Eingang mit Stadtwappen.

Die Planung realisierte der Ingenieur Friedrich Küfner. Die Baukosten beliefen sich auf annähernd 1,8 Millionen Reichsmark. Das Volksbad wurde am 2. Januar 1914 feierlich eröffnet.

Der Jugendstilbau wurde mit drei Schwimmhallen für Männer und Frauen, 66 Wannenbädern, 14 Duschen, einem Dampfbad sowie Frisier- und Erfrischungsräumen ausgestattet. Ein Hundebad und eine Wäscherei waren ebenfalls integriert. Im Ersten Weltkrieg war es für drei Monate geschlossen. Ab 1921 stand die Schwimmhalle I das ganze Jahr über dem Schwimmunterricht an den Volksschulen zur Verfügung. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Bad zu 70 Prozent zerstört und der etappenweise Wiederaufbau erst 1959 abgeschlossen. Seit der Stilllegung im Jahre 1994 konnte bis heute keine Nutzung mehr gefunden werden.

Die wasserspeiende Reiterskulptur am Wöhrder See ist ein Zweitguss einer Figur des Neptunbrunnen, stand ab 1914 in Halle 1 des Volksbades und wurde 1967 an die Adenauerbrücke versetzt.

(entnommen wikipdia)

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Textlicher Rundgang durch das Volksbad

Das Volksbad wurde am verkehrsreichsten Knotenpunkt der Stadt errichtet, am Plärrer. Hier trafen und treffen sich auch heute noch Straßen aus allen Himmelsrichtungen und die wichtigsten öffentlichen Verkehrsmittel. Beiderseits der Rothenburger Straße bilden alle Gebäude einen Blockrand, nur am Eingang zum Volksbad, dessen Fassade vom Straßenrand zurückgesetzt ist, weitet sich der Raum zu einem kleinen Platz auf. Wie ein antiker Tempel wirkt das Portal mit den kräftigen Säulen und Pfeilern auf einer breiten Stufenanlage. Der mittlere Bereich trägt einen steinernen Balken mit flach geneigtem Giebel und der Aufschrift „VOLKSBAD“.

Um ein qualitativ hochwertiges Erscheinungsbild des Volksbadgebäudes in den öffentlichen Raum zu erhalten, hatte man die Straßenfassade mit Naturstein verkleidet, während die übrigen Ziegelwände verputzt und in einem grauen Beigeton gestrichen erscheinen. Weithin sichtbar bildete der vor der Kriegszerstörung fast doppelt so hohe Wasserturm eine Landmarke.

Vorhalle

Der Besucher tritt durch das antik-klassisch wirkende Portal in eine offene Vorhalle und dann durch zwei Türanlagen in eine weitere, von der man über zwei Freitreppen die Zentralhalle erreicht, die als Verteiler zu sämtlichen Abteilungen des Bades, den Schwimmhallen, Wannen- und Brausebädern, Schwitzbädern und anderen Räumlichkeiten dient. Die Vorhalle war mit Stuckzierrat und Schablonenmalereien verziert. Diese Dekorationen galten später in der Wiederaufbauzeit nach dem Krieg als „Kitsch“ und wurden entfernt.

Zentral- oder Mittelhalle

Gemäß ihrer Bedeutung war die Zentral- oder Mittelhalle großzügig angelegt und reich verziert. Anklänge an die römische Thermenarchitektur sind hier, wie auch in den Schwimmhallen, nicht zu übersehen. Historische Aufnahmen zeigen mit Stuckrahmen verzierte Felder an der halbrunden Tonnendecke und Malereien in den Zwickeln über den Halbrundfenstern. Wände und Decken waren jedoch nicht bunt bemalt, sondern entfalteten ihre Wirkung durch die natürlichen Oberflächen der verwendeten Materialien.

So wurde Eisenbeton, ein damals neuer Baustoff, mit Scharriereisen und Stockhammer bearbeitet, um die Oberflächen plastisch wirken zu lassen und so zu veredeln. Wandverkleidungen aus Juramarmor und Solnhofener Platten als Bodenbelag trugen zu einem hochwertigen Erscheinungsbild bei. Sehr viel Wert wurde auf eine Lichtführung möglichst von allen Seiten gelegt.

Der Umgang im Obergeschoß lag zurückgesetzt im Halbdunkeln und weckte die Neugier auf die Räume dahinter. Die intensive Beschäftigung der Architekten und Baumeister mit Lichtwirkung und Dekoration zeigt sich auch dadurch, dass eine Fülle von Detailplänen über Dekorationselemente, Heizkörpergitter, Lampen oder Brüstungsverkleidungen bis zum Maßstab 1:1, und sogar teilweise farbig aquarelliert erhalten geblieben sind.

Die heute sichtbaren Raumfassungen aus der Renovierungsphase von 1984 sind eine freie Interpretation des Jugendstils, die Zierelemente an den Decken hat man bei der Reparatur des stark beschädigten Deckengewölbes nach dem Krieg nicht wiederhergestellt. Die Lichtführung entspricht heute nicht mehr der ursprünglichen Planung, da die Belichtungsöffnungen auf der Südseite vollständig zugemauert wurden.

Zu zwei Schwimmhallen gelangt man durch Pendeltüren beiderseits der herrschaftlich wirkenden großzügigen, doppelläufigen Treppenanlagen, die nach dem Krieg vollständig herausgerissen und durch eine einläufige moderne Konstruktion ersetzt werden hätte sollen. Zur größten Schwimmhalle, der Männerschwimmhalle I führt der Weg durch einen Rundbogen mittig unter der Treppenanlage.

Männerschwimmhalle I

Diese Halle wurde 1914 zusammen mit den Wannen- und Brausebädern zuerst eröffnet und als Haupt- oder Große Halle bezeichnet. Sie ist in ein großes Mittelschiff und zwei niedrige Seitenschiffe, sowie eine vierseitig umlaufende Empore gegliedert. Die flach gebogene Decke wird immer wieder durch breite Rundbögen unterbrochen, wodurch sich im Wechsel zwischen direkter und indirekter Belichtung durch die Fensterzonen ein abwechslungsreiches, dynamisches Lichtspiel ergibt, das die Bewegung der Wellen im Schwimmbecken aufnehmen und überlagern sollte.

Überlieferte Zeichnungen für Lichtstudien dokumentieren den bewussten Einsatz dieser Gestaltung. Zusammen mit den materialsichtigen Wandoberflächen und den plastischen Ornamenten an der decke entstand ein schlichter Raum mit vornehmem, ruhigen Charakter. Den einzigen Akzent setzte am Beckenzugang die Tritonskulptur, ein wasserspeiendes Pferd mit Fischschwanz, beritten vom Meeresgott Triton. Die Halle hat fast unversehrt den Krieg überstanden, wurde jedoch mehrfach renoviert.

Männerschwimmhalle II

Die kleinst der drei Hallen besitzt keinen doppelseitigen Umgang, aber konnte ebenso wie die Halle I mit filigranen, eisernen Emporengeländern und Umkleideräumen zwischen den Pfeilern aufwarten. Der für Schulen und Vereine konzipierte Badebereich war am schlichtesten gehalten und mit Ausnahme eine kassettierten, flach gewölbten Decke und Schablonenmalereien im apsidenförmigen Abschluss nur sparsam dekoriert.

Auch für diese Halle zeigen Lichtstudien, wie das gestaltende Element „Licht“ bewusst in den Entwurf einfließen sollte. Nach erheblicher Zerstörung der Dach- und Deckenkonstruktion, sowie Feuchteschäden, weil das Dach bis 1952 offen war, erfolgte ein vereinfachter Wiederaufbau. Die Arkadenzone mit der Befensterung wurde komplett neu aufgerichtet, die Belichtungsöffnungen verändert.

Frauenschwimmhalle III

Durch die Konstruktion einer Flachkuppel über Pendentifs und acht Pfeilern, sowie wegen der an den Enden der Schmalseiten beiderseits eingezogenen Schwimmbeckenränder wirkte die Frauenschwimmhalle vor der Zerstörung wie ein Zentralbau mit angehängten gegenüberliegenden Nischen. Dem Raum mit sparsamem, reliefartigem, aber ausdrucksstarkem Dekor, allseitig umlaufenden Emporen mit eisernen und steinernen Geländern und der beckenbreiten Stufenanlage in das Wasser ist eine byzantinische oder orientalische Prägung nicht abzuleugnen.

Diese Halle wies wohl die elegantesten Proportionen auf. Leider bekamen Decken und Gewölbe während des Krieges breite Risse. Große Schäden an den Dächern und einigen Mauerwerksbereichen entstanden zusätzlich. Aus Kostengründen hat man die Kuppel nicht mehr hergestellt und stattdessen eine Flachdecke eingezogen. Der Kuppelring mit den Reliefornamenten ist aber darunter erhalten geblieben. Erst von 1956 – 1959 wurde die Halle wieder instandgesetzt. Auch die Wandstruktur wurde stark verändert.

So fällt Licht durch ein neues Oberlichtband, das es vorher in dieser Form nicht gab. Die eisernen Geländer wurden abgenommen und durch eine Betonbrüstung ersetzt. Bei der letzten Renovierung hat man versucht, an der Flachdecke mit einem Fries in Putz und Farbe die frühere Kuppelform wieder anzudeuten.

Die Schwitzbäder

Das Nürnberger Volksbad besaß neben den Schwimmhallen, Brause- und Wannenbädern und einem Hundebad schon eine fortschrittliche Einrichtung, die als gesundheitsfördernd galt: Die Abteilung „römische und irische“ Bäder.

Neben einem elektrischen Lichtband, einem Warm- und Heißluftraum, einem Dampfbad und Massageraum gab es ein Duschbad mit verschiedenen Tauchbecken und einem zweigeschossigen, durch eine Deckenöffnung verbundenen Ruheraum. Das Duschbad war mit einer ornamentierten Kuppel überwölbt, die über einen Laternenaufsatz natürliches Licht erhielt. Die Wände waren gefliest und mit Bordüren gegliedert. In beiden Geschossen waren die Wände mit Holzlambrien versehen, zu denen kassettierte Holzdecken gehörten. Die Deckenöffnung wurde durch ein Holzstabgeländer gesichert, die Stirnseite der Decke und einige Geländerbereiche waren mit Blumen, Muscheln und Fabeltieren bemalt. Zum Ruheraum gelangte man über Holzschwingtüren mit geschliffenen Gläsern.

Der Schwitzbadbereich mit Ruheraum wurde nach Beschädigungen im Krieg, nach denen auch die Stuckdekorationen nicht mehr rekonstruiert wurden, mehrfach umgenutzt. Cafeteria und Saunalandschaft führten zu Veränderungen an Wänden und Decken.

Wannen-, Brause- und Hundebad

Diese Abteilungen bildeten einen wichtigen Bestandteil der Gesamtanlage und wurden 1914 als erste mit der Halle I in Betrieb genommen. Es gab mehrere, zum Teil private Warmbadeanstalten, der Bedarf war vorhanden. Bäder in Wohnungen waren nicht die Regel, sondern eher die Ausnahme.

Es war ein Anliegen der Zeit, die Menschen zur Hygiene zu erziehen, und so musste die öffentliche Hand für entsprechende Räumlichkeiten sorgen. 64 Wannen- und 14 Brausebäder verteilten sich, streng nach Geschlechtern verteilt, beiderseits der Mittelhalle im Keller-, Erd- und Obergeschoß. Die einheitlich zugeschnittenen zellenartigen Räume beinhalteten eine aus „Feuerton in prima Qualität“ bestehende Badewanne mit Armaturen, eine Kleiderablage, einen Spiegel und einen Stuhl als Sitzgelegenheit. Über den Türen waren schräge Lüftungsöffnungen in die Wand eingebaut und an den Holztüren hing jeweils eine Schiefertafel mit dem Ablauf der Badezeit.

So konnte der „Badewärter“ die Einhaltung der Zeiten kontrollieren und Wartende konnten sehen, welche Zellen als nächste freiwurden. Die Kriegsbeschädigungen waren hier überschaubar und so konnten bald nach den erfolgten Reparaturen die Zellen wieder in Betrieb genommen werden. Die Frequenz war wegen der Zerstörungen in der Stadt sehr groß, wurde jedoch weniger, je mehr Wohnungsneubauten entstanden. Denn ein Badezimmer war nun in jeder Wohnung obligatorisch. So wurden im Frauentrakt die Wannenbäder nach und nach zu Personalräumen und einer Personalkantine umgebaut. Im Männerbereich erfolgten einige Sanierungen, so in den Jahren 1978 und 1987.

Eine Besonderheit waren Hundebäder, die es in vielen Volksbädern gegeben hat. Vom Hundebad im Keller des Nürnberger Volksbades unter der Halle I ist heute nichts mehr vorhanden.

Friseur, Läden, Cafeteria, Wasserturm, Nebenräume

Dem Volksbad war ebenfalls ein Friseursalon jeweils für Damen und für Herren zugeordnet. Er befand sich auf der linken Seite der Mittelhalle neben den Frauenbädern und war gleichzeitig von der offenen Vorhalle aus zugänglich, sodass auch Nicht-Besucher des Bades hier sich frisieren lassen konnten. Zum Gebäudekomplex gehörten weitere Läden, die neben den Frisierstuben lagen und von der Straße aus erschlossen wurden.

Darüber wohnte der Amtsleiter des Volksbades. Im Sockelgeschoß des Wasserturmes, in dem zwei große Behälter für Heiß- und Kaltwasser eingebaut waren, konnten die Badebesucher Erfrischungen zu sich nehmen, aber auch von der Straße waren die Räumlichkeiten zugänglich. Schon bald, nämlich 1925, erfolgte eine Umnutzung des Erfrischungsbereichs zu Verwaltungsräumen, später wurde das städtische Fundamt bis zum Umzug in die Siebenkeesstraße hier untergebracht. Das zum Gesamtkomplex gehörende Kesselhaus lieferte Wärme und Energie für den Betrieb. Strom und Wasser wurden aus dem Netz bezogen. Ab 1953 erfolgte der Anschluss an das Fernwärmeenergienetz der „Nürnberger Stadtwerke“, 1965 der Einbau von Betriebswerkstätten für das Bäderamt in die nicht mehr genutzten Kesselräume.

Nikolaus Bencker

(entnommen aus dem Kurzführer zum Tag des offenen Denkmals 2009: „Historische Orte des Genusses“

(Stadt Nürnberg, Baureferat, Bauordnungsbehörde)





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